Reisebericht 2023
von Hannelore Lehmann und Dr. Tobias Liebig
Nach einem guten Flug, einer Landung um 18 Uhr Ortszeit am Sonntagabend in Lungi Airport fuhren wir mit dem Speedboat nach Freetown. Hier holte uns Dr. Bell ab und wir wohnten in seinem Haus in Aberdeen. Auch Valerie hat sich sehr über uns gefreut. Wir hatten auch einen „PAUL“ dabei, einen tragbaren Wasserrucksack mit Filter.
Am Montag haben wir zusammen mit Bells und George Williams, dem Assistenten, den Wochenplan besprochen. Abends besuchten wir mit Tilly Bell die Bibelstunde der Bethel-Church, die sich auch in Aberdeen trifft.
Am Dienstag fuhren wir mit Bells, George Williams und einem Pastor in einem 12-Sitzer-Kleinbus nach Mama Beach. Dabei begleitete uns auch Emanuel Grant, der neue Buchhalter der LOAC. Vor 5 Jahren wurde die Schule mit 7 Klassenräumen in Mama Beach eröffnet. Sie hat jetzt noch 2 Klassenräume mehr auf dem Dach für die Secondary school und insgesamt 290 Schüler und 8 Lehrer. Mary Moore führte uns herum. Die Schüler sangen für uns und spielten ein Sketch, der vom Schulalltag handelte. Mary Moore bat um Hilfe, da nicht alle Eltern das Schulgeld von 1 Euro im Monat zahlen können und die Lehrer den Mindestlohn von 30 Euro erhalten. Am Abend trafen sich 8 jungen Mitarbeiter der Love One Another Campaign (LOAC) zu Gebet, Bibellesen und Lobpreis mit Dr. Bell und uns. Sie planten die Missions-Kampagnen für den kommenden Wahlkampf. Im Mai wird in Sierra Leone das Parlament gewählt.
Am Mittwoch fuhren wir nach Newton, das ist eine Stadt 30 km östlich von Freetown. Hier hat der Häuptling Land angeboten, um ein Wohnhaus und eine Schule für Behinderte zu bauen. Der Landvermesser kam mit und nach dem Gespräch mit den Ältesten hat er gleich das Land vermessen. Es liegt direkt an einer Zufahrtsstraße, das ist sehr gut. Die Christliche Lebenshilfe in Teltow hat dieses Projekt auf dem Herzen.
Am Donnerstag fuhren wir in Richtung Makeni zu „House of Hope“. Auf dem Weg dorthin hielten wir kurz in Lunsar, um Brillen abzugeben. Dort hat die Christoffel-Blinden-Mission eine Augenklinik, die von der Baptisten- und Methodistenkirche unterhalten wird.
Am Freitag haben wir das „House of Hope“ in Magbenteh besucht. Die Leiterin Aminata Tarrawalli, der Hausmeister Hassan Koroma, die Catering Lehrerin und der Sportlehrer zusammen mit etwa 50 Frauen begrüßten uns.
Als Erstes fiel uns der gepflegte Garten auf. Hier wachsen Nutzpflanzen wie Ananas, Greenleaves, Potatoleaves, Cassavaleaves und -knollen, Papayabäume, Bananenbäume. Frauen erzählten uns, dass sie die Lerninhalte gleich in ihren Gärten umgesetzt haben und die Erträge verkaufen. Tobias hat dem Hausmeister den Wasserrucksack „PAUL“ erklärt, denn der darf nicht trocken werden, sonst bricht die Filterfolie.
Die Frauen holten Wasser aus dem Brunnen, um „PAUL“ zu testen und das Wasser zu kosten. Dazu haben wir zusammen „Mayim“ getanzt. Das ist ein israelischer Kreistanz zu Jesaja 12:3 „Und ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils.“ Wir hatten viel Spaß dabei.
Die Ausbildung zu Schneiderinnen, Friseurinnen und Hauswirtschafterinnen dauert 2 Jahre. Es gibt jeweils eine Grundklasse und eine Aufbauklasse. Die meiste Frauen waren noch nie in einer Schule und lernen auch lesen, schreiben, rechnen. Alle waren stolz und eifrig dabei die Abschlussprüfung zu bestehen und dann Geld zu verdienen.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Koidu City / Kono. Wir haben Esther Koroma mitgenommen. Mütter helfen Müttern hat sie bei ihrer Ausbildung unterstützt. Vor zwei Jahren hat sie ihren Abschluss als Lehrerin für Grund- und Oberschule an der Universität gemacht. Sie wohnt in Makeni bei ihrem Onkel und arbeitet an einer öffentlichen Schule. Sie möchte gern an die christliche Schule nach Kono wechseln.
Am Sonnabend fuhren wir wieder nach Freetown zurück und besuchten am Sonntag mit Ehepaar Bell den Gottesdienst in der Bethel Church, der war typisch afrikanisch laut und mit viel Herz.
In Treeplanting begrüßten uns 24 Frauen unter der Leitung von Esther Foday mit Gesang, Tanz und Gebet. Die meisten von ihnen sind Witwen und verdienen ihr Geld mit Steine klopfen auf Baustellen. Sie sind sehr dankbar für die Unterstützung.
In Grafton trafen wir die Frauen, die seit der Ebola-Epidemie Waisenkinder zu sich aufgenommen haben. Mütter-helfen-Müttern unterstützt sie mit Lebensmitteln und Schulmaterial. Es war eine freudige Begegnung.
Am nächsten Mittwoch fuhren wir nach BO. Hier erlernen 30 Frauen den Beruf der Friseurin und der Schneiderin in 2 Jahren. Eine Frau erzählte uns, dass sie vorher nicht zur Schule gegangen ist, mit 17 Jahren verheiratet wurde und 2 Kinder bekommen hat. Ihr Mann sagte: Wenn mir etwas passieren sollte, musst Du die Kinder versorgen, deshalb gehst Du dahin und lernst Schneiderin. Sie ist genau wie alle anderen Frauen stolz und dankbar für die Ausbildung.
Danach waren wir noch in Kenema. Hier hat die Baptistengemeinde in Leer eine Schule gebaut. Auf Wunsch der Mütter gibt es einen Kindergarten und eine Ausbildung zur Schneiderin.
In Dwarzak erwarteten uns schon Hannah und Moses Conteh mit ihren Schülern. In einem ca. 220 m² großem Raum, der durch die Schultafeln in 10 Klassenräume und ein Büro geteilt wird, werden 309 Schüler im Alter von 3-13 Jahren unterrichtet. Das Ehepaar hat schon ein Grundstück gekauft, um ein neues und größeres Schulgebäude zu bauen. Wir von Mütter helfen Müttern werden dafür einen Förderantrag in Deutschland stellen, denn Bildung ist Zukunft für das Land.
Zur Entspannung sind wir an den Strand von Lumley gegangen. Das ist ein über 1 Kilometer langer Sandstrand am Golf von Guinea mit warmem Wasser. Tobias hat viele Fotos von Tieren, Pflanzen und Menschen gemacht
Am Sonntag hieß es Abschied nehmen nach aufregenden und erlebnisreichen Tagen. Sierra Leone ist mehr als eine Reise wert.